NFTs halten Einzug in den deutschen Kunstmarkt.
Mehr als zwei Jahre ist es nun her. Das Phänomen NFT (Non fungible Token) feierte einen spektakulären Einstand in der Kunstwelt. Der US-Amerikaner und Digital-Künstler Beeple alias Mike Winkelmann wurde inmitten der Corona-Pandemie zum Weltstar. Beeples Collage „Every days – The First 5000 Days“ wurde im März 2021 für 69,3 MIllionen Dollar bei Christie´s verkauft und löste einen regelrechten Hype um die neue Digitalkunst aus…
Warum dieser Hype? Das Konzept NFT fand seinen Ursprung bereits im Jahr 2015. Die ersten NFTs in der Kunst waren 2017 unter anderem die „CryptoPunks“, die zusammen mit den verrückten Affen-Bildern des Bored Ape Yacht Clubs das seinerzeit erfolgreichste Collection-Konzept bildeten. Das Außergewöhnliche an NFTs ist die Komplexität einer völlig neuartigen „Vermögenseinheit“ – hochspannend, aber für viele Menschen auch überfordernd. Allein die Notwendigkeit, eine volatile Krypto-Währung (hier: Ethereum) über eine der vielen unregulierten Kryptobörsen kaufen zu müssen, die wiederum in eine elektronische Brieftasche – die sogenannte Wallet – gelegt werden muss, erfordert schon ein gewisses Vorwissen und auch Risikobereitschaft. Doch auch der Erwerb von NFTs auf etablierten Marktplätzen wie OpenSea oder alternativen Nischenplattformen bedarf Fingerspitzengefühl für das richtige Kauf-Timing und ein fundiertes Wissen über die Werthaltigkeit des avisierten Kaufobjektes.
In der Kunstwelt wird die Verwendung von NFTs noch weitgehend kritisch betrachtet. Dabei geht es weniger um Hacking, Datensicherheit oder Werthaltigkeit, sondern eher um die Kommerzialisierung der Kunstszene, bei der nach Meinung vieler Kritiker die Rolle von physischen Kunstobjekten als kulturellem Gut und Erbe durch beliebig erstellbare digitale Bilder untergraben wird. Und auch das „Minting“, also die Erstellung eines NFTs, wird unter anderem aufgrund der Stromkosten als ein Ärgernis empfunden.
Während in Kalifornien, Dubai oder Singapur NFTs bereits fester Bestandteil einer jugendorientierten Kunstszene sind, ist Deutschland noch immer ein Entwicklungsland. Auktionshäuser, Kunstmessen und Ausstellungen tun sich schwer, NFTS als Kunstform wie selbstverständlich zu integrieren und nur wenige Galeristen fördern NFTs. Die aktuelle NFT-Ausstellung des Künstlers Refik Anadol im Kunstpalast Düsseldorf (April 2023) setzt hier deshalb ein Ausrufezeichen.
Kunst in der Tasche zu haben statt an der Wand. Storytelling statt Kultur. Mit der Verbreitung von NFTs treffen tatsächlich unterschiedliche Blickwinkel in der Kunst aufeinander. Glaubt man den Statistiken, die im Februar 2022 unter cryptpmonday.de veröffentlicht wurden, werden weltweit 75 Prozent aller NFTs unter 15 US-Dollar verkauft und für 2027 ein Marktvolumen von ca. 7 Milliarden Euro geschätzt. Das wären dann immerhin 10 Prozent des weltweiten Kunstmarktes von aktuell ca. 65 Milliarden Euro. Immerhin.